Hamburg
– Wo sonst neue Airbusse entstehen, waren am 17. April 2004 neue und alte
Luftfahrzeugmuster zu sehen, die nach Ausrüstung und Auftrag so gar
nichts mit den normalerweise hier startenden und landenden Flugzeugen zu
tun haben: die zum Verwundeten- / Verletztentransport verfügbaren
Flugmuster der Bundeswehr bis hin zum MEDEVAC-Airbus 310. Sie waren Höhepunkt
eines Symposions STRATAIRMEDEVAC, das auf dem Gelände von Airbus Deutschland
GmbH in Hamburg-Finkenwerder stattfand. Es war zugleich eine Weiterbildungsveranstaltung
für Führungskräfte der Hamburger Feuerwehr und der Bundeswehr,
zu der auch Leitende Notärzte und Rettungsdienstpersonal aus Hamburg
und umliegenden Bundesländern sowie hochrangige Behördenvertreter
geladen waren.
"Krieg,
Pestilenz und Katastrophenereignisse erheischen nur so lange Interesse,
wie sie bestehen", warnte schon im neunzehnten Jahrhundert der berühmte
Chirurg Christian Theodor Billroth. Spätestens seit dem 11. September
2001 und nachfolgenden Terroranschlägen ist die Sorge vor Katastrophen
bei der Mehrheit der deutschen Bevölkerung allgegenwärtig.
Intentionen
Hintergrund
des Gedankenaustausches war denn auch die erhöhte Terrorgefahr in
Europa. "Für uns war wichtig zu wissen, was die Bundeswehr hat und
wie schnell sie ist", sagt Feuerwehrsprecher Peter Braun.
„Die
Intention zu diesem Symposium war die Verbesserung der zivil-militärischen
Kooperation hier in Hamburg zwischen der Feuerwehr, den Leitenden Notärzten
und der Bundeswehr, die seit über dreißig Jahren gewachsen ist
und die auf einem sehr hohen Stand ist. Daher sollte sich diese Kooperation
einfach auch auf gemeinsames Abarbeiten von Großschadensereignissen
im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten ausdehnen“ so erläuterte
Oberstarzt Dr. med. Joachim Hoitz als Mitverantwortlicher die Veranstaltung.
Großschadensereignisse
können, so Hoitz, heute nur gemeinsam so abgearbeitet werden, dass
der einzelne Betroffene gut versorgt und zum richtigen Zeitpunkt an der
richtigen Stelle ist. Dazu wird „jede Menge Personal“, „jede Menge Material“
und „modernes Gerät“ benötigt. Eine Institution allein kann das
heute nicht mehr bereitstellen, zumal man heute von Szenarien ausgehen
muss, die weit über das hinausgehen, was bis dato an Großschadensereignissen
geschah, wie zum Beispiel das ICE-Unglück in Eschede.
Im
Rahmen der erstmals auf dieser Ebene durchgeführten zivil-militärischen
Kooperation wurden die Veranstaltungsteilnehmer in notfallmedizinische
Prinzipien der Bundeswehr eingewiesen. Zugleich wurden gemeinsame Kooperationsmöglichkeiten
bei einem Massenanfall von Verletzten diskutiert und die für den Verwundetentransport
verfügbaren Mittel der Bundeswehr vorgestellt.
Eine
gute Zusammenarbeit
Die
ganztägige Veranstaltung konnte so nur durchgeführt werden, weil
seit vielen Jahren eine enge und für die Bevölkerung in und um
Hamburg erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Landesfeuerwehrschule
Hamburg und dem Bundeswehrkrankenhaus Hamburg besteht.
Seit
1973 wird der am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg stationierte Rettungshubschrauber
der Bundeswehr zur Unterstützung des zivilen Rettungsdienstes in Hamburg
eingesetzt. Der Einsatz des Bundeswehrhubschraubers basierte bisher auf
Absprachen zwischen der Behörde für Inneres und der Bundeswehr.
Die gemeinsame Zusammenarbeit hat sich in den fast 30 Jahren außerordentlich
bewährt.
Mit
einem 2003 unterzeichneten Abkommen wird die Zusammenarbeit der Bundeswehr
und der Freien und Hansestadt Hamburg im Bereich der Luftrettung vertraglich
fixiert, so dass in Hamburg auch in Zukunft in bewährter Weise ein
Rettungshubschrauber mit medizinischem Personal der Bundeswehr vom Standort
am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg betrieben wird. Im Rahmen dieses Abkommens
wird der Bundeswehr die Möglichkeit gegeben, sich eines gerade für
Rettungsdiensteinsätze in Ballungsräumen besonders geeigneten
Fluggeräts eines privaten Betreibers inklusive Flugpersonals in Absprache
mit der Freien und Hansestadt Hamburg zu bedienen. Mit diesem Abkommen
wird die bisherige Zusammenarbeit, die sich über lange Jahre bewährt
hat, gefestigt und für die weitere Zukunft auf eine sichere Basis
gestellt. Gleichzeitig wird die Möglichkeit einer modernen Form der
Kooperation mit privaten Luftrettungsunternehmen zum Wohle der Bürger
der Freien und Hansestadt Hamburg geschaffen.
Theorie
und Praxis
Zurück
zur Veranstaltung: Nach Vorträgen unter anderem zur Präklinischen
Notfallmedizin im Einsatzland, zur Kooperation bei Katastrophenfällen
im Inland und zur Patientensteuerung und Verteilung beim Massenanfall von
Patienten im Großraum Hamburg hatten die Teilnehmer Zeit und Gelegenheit,
sich die in der die Bundeswehr zum Verwundeten- / Verletztentransport verfügbaren
Flugmuster bis hin zum MEDEVAC-Airbus 310 anzusehen und von qualifiziertem
Personal erläutern zu lassen.
Bei
dieser seitens der Hamburger Ärztekammer zertifizierten Fortbildungsveranstaltung
stellte die Bundeswehr Notärzten, Spezialisten der Feuerwehr, Behördenvertretern
und auch dem Hamburgs Innensenator Udo Nagel ihre Möglichkeiten für
den Verletztentransport vor. Highlight war der schon erwähnte Airbus
A 310 MRT MedEvac. Die Luftwaffe verfügt über zwei Maschinen
dieses Typs, in denen bis zu 56 Verletzte und 25 Männer und Frauen
des medizinischen Personals ohne Zwischenlandung über 10.000 Kilometer
transportiert werden können. Außerdem besteht die Möglichkeit,
Schwerstverletzte und Krankenhausmitarbeiter zu transportieren.
Daneben
wurden eine für Verletztentransporte umgerüstete C-10 Transall,
der Großraumrettungshubschrauber vom Typ CH 53 sowie die SAR-Version
(search and rescue / suchen und retten) der Bell UH-1D gezeigt. Ein Rettungshubschrauber
dieses Typs ist in Hamburg am Bundeswehrkrankenhaus stationiert.
Gleichzeitig
zeigte die Hamburger Feuerwehr ihre Möglichkeiten, darunter den neuen
Großraumrettungswagen. „Mir war es wichtig, vor allem die Fachvorträge
zu hören, um zu sehen, wo die Schnittstellen sind. Beeindruckend war
für mich die hohe Qualifizierung der Vortragenden und die für
ihre Aufgabe deutlich erkennbare Professionalität“, lobt der Hamburger
Innensenator die Veranstaltung. “Wenn ich in der nächsten Woche mit
der Bundeswehr nach Kabul fliege, so weiß ich mich nun in sicheren
Händen“
Resümee
Der
Kommandeur des Sanitätskommandos 1, Generalarzt Dr med. Arno Rosslau,
fasste das Symposium wie folgt zusammen: „Ich bin sehr erfreut darüber,
dass hier heute zum ersten Mal ein solches Symposium mit dem Schwerpunkt
Notfallmedizin hier in Hamburg stattgefunden hat, zumal ja auch das Bundeswehrkrankenhaus
in Hamburg in der Notfallmedizin sich hoch engagiert und im zivilen Bereich
mitarbeitet. Wir haben hier heute einmal alle Möglichkeiten und Facetten
aufgezeigt, die die Bundeswehr hat; das heißt interdisziplinäre
Notfallmedizin auch sowohl für den militärischen als auch für
den zivilen Bereich und ich freue mich, dass an einem Samstag so viele
Teilnehmer nach Finkenwerder gekommen sind“.
Einen
besonderen Dank richtete er an den Leiter des Hamburger Werkes der Airbus
Deutschland GmbH, Herrn Ulrich Weber, der die Veranstaltung und die Besichtigung
des Fluggerätes auf dem Gelände der Luftwerft ermöglichte;
ein Airbus und eine Transall können nun mal nicht beim Bundeswehrkrankenhaus
in Hamburg-Wandsbek landen.
Weitere
Veranstaltungen im Rahmen der zivil/militärischen Zusammenarbeit
Im
Rahmen des 1. Rettungsdienstcongresses(„RETTcon“)
am 17. und 18. September 2004, an der LandesfeuerwehrschuleHamburg,
erwartet die Teilnehmer ein umfangreiches Veranstaltungs- und Rahmenprogramm.
Das
parallel stattfindende 9. Rettungsdienstsymposium bietet interessante Seminareund
Workshops, Vorträge und Diskussionen, Videovorführungen und vieles
mehr. Das Seminarprogramm wurde erstmals durch die Arbeitsgemeinschaft
„AG FReDi“ zusammengestellt und organisiert.
Informationen:www.feuerwehrakademie.de